Als es noch keine Feuerwehr in Auw gab

Wenn die Freiwillige Feuerwehr Auw ihr 60jähriges Bestehen feiert, heißt das natürlich nicht, dass es vor der Gründung der Feuerwehr im Jahre 1926 hier nicht gebrannt hatte oder dass damals nicht gelöscht worden wäre. Das Feuerlöschwesen war eben nur anders geartet, noch nicht in einer eigenen Wehr organisiert.

Brände hat es in früheren Zeiten mit Sicherheit häufiger und in bedeutend katastrophalerem Ausmaß gegeben als in unserer Zeit. Man weiß von Großbränden, bei denen ganze Straßenzüge, halbe, ja sogar ganze Ortschaften völlig in Schutt und Asche sanken. Von Auw haben wir darüber kaum urkundliche Belege. Es gab halt vor 1871 keine geschriebene Chronik am Orte, weder der Pastor noch sonst jemand schrieb etwas von den Tagesereignissen für die Nachwelt auf. Man überlieferte die Ortsgeschichte mündlich, von Generation zu Generation. Die von keinen Massenmedien verdorbenen Gedächtnisse der Leute haben die Darstellungen der Alten dann auch wortwörtlich behalten können. Leider hat man vor etwa 100 Jahren versäumt, alle diese mündlichen Traditionen aufzuschreiben. So sind wir heute mehr oder weniger auf zufällige Notizen angewiesen, um nachträglich eine Art Brandchronik unseres Dorfes zusammenzustellen.

Der erste Großbrand, den Auw mit Sicherheit heimgesucht hat, war der Überfall der Normannen im Jahre 882. Damals verwüsteten die Nordmänner den Königshof in Manderfeld und zogen von dort weiter nach Prüm, um die dortige Abtei einzuäschern. Dabei kamen sie durch Auw. Das haben sie ebenfalls wie alle anderen Orte niedergebrannt. So berichtet der Prümer Klosterchronist, ohne Auw allerdings eigens zu erwähnen.

Weitere Brände kann man für alle die Jahre annehmen in denen hier in der Eifel allgemeine Kriegszeiten bekannt sind. Etwa im 30jährigen Krieg. Hier geben die Steuerlisten des Amtes Schönberg, die uns erhalten sind, deutliche Auskunft. Mehr als einmal steht da ,Haus verbrannt“ oder ,Haus Ruin“. Auch in den Kriegswirren unter dem Franzosenkönig Ludwig XIV dürften unsere Dörfer teilweise in Flammen aufgegangen sein. Dazu rechnen kann man die sehr oft vorkommenden Brände durch Blitzschlag oder unvorsichtiges Umgehen mit dem offenen Feuer. Kurz: es brannte sicher öfters als heutzutage — und es brannte gründlicher, waren doch die Häuser mit Fachwerk und Strohdach noch bedeutend gefährdeter als in unserer Zeit.

Löschen war damals eine Sache der Nachbarschaftshilfe und Angelegenheit aller. Wenn die Glocke des Kirchturms ,,Feuer“ läutete – man hatte dazu eigene Glockenzeichen – rannte alles mit Eimern und Brandhaken zur Brandstätte. Man bildete eine lange Kette, und man reichte sich die Wassereimer, zum Teil die ledernen Feuereimer, von Hand zu Hand. Schwierig war die Beschaffung von Löschwasser, ehe es Wasserleitungen gab. In Auw war es besonders schwierig, weil es auf dem Berg liegt, viel zu weit von einem Bach entfernt, um von dort Wasser zu holen. Daher hatte man in der Dorfmitte, beim heutigen Telefonhäuschen, einen Löschteich.

In der Preußenzeit wurde manches gründlicher als vorher geregelt, so auch das Feuerlöschwesen. Es gab zumindest schon mal 1837 eine Feuerordnung. Noch gab es hier keine organisierte Feuerwehr.

Nach einer Notiz in den ,Prümer gemeinnützigen Blättern” erhielt die Bürgermeisterei Auw 1832 eine kupferne Handspritze. Man musste das Wasser mit Eimern herbeischaffen und in den Kupferbehälter der Pumpe schütten. An jeder Seite mussten 4 Mann pumpen, so dass das Wasser mit Druck aus dem Schlauch auf die Feuerstelle gespritzt werden konnte. Immerhin. Die Pumpe war vermutlich in einem eigenen Spritzenhaus in der Dorfmitte untergebracht, später stand sie in der zentral gelegenen Molkerei.

Sie kam sicher beim Brand des Auwer Kirchturms um 1858 zum Einsatz. Damals hatte ein Blitzschlag den Turm in Flammen aufgehen lassen. Er wurde danach in etwas verkürzter Höhe, übrigens von den ortsansässigen Zimmerleuten der Familie Rodemers, neu errichtet.

Vom Ende des vorigen Jahrhunderts sind noch 2 Brande mündlich überliefert, 1890 brannte das alte Haus ,Kurtstöcks” der Familie Werner ab, es stand am Ortsausgang Richtung Bleialf. Das Haus wurde nicht wieder aufgebaut, die Familie zog in ein Haus im Steineck.

Fünf Jahre später brannte das ganze ,,Rühleneck” ab, insgesamt 4 Häuser wurden Opfer der Flammen: Bräutigam, Schommer und zwei Häuser Rühle.

Von 1911 ist der Brand von zwei Häusern der Familie Rodemers im Keilereck bekannt. Man hatte in diesem trockenen Sommer der Macht des Feuers fast ohnmächtig gegenübergestanden.

Dieser Brand war dann auch der Anstoß für den Bau der Wasserleitung im folgenden Jahr 1912. Nun war die Besorgung von Löschwasser schon wesentlich günstiger. Das Wasserbassin hatte immerhin ein Reservebassin von 30 000 Litern.